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Ein bereichernder Austausch auf Augenhöhe

Lukas-Krankenhaus verabschiedet Birgit Römhild, langjährige Leiterin des Psychose-Seminars

Wenn jemand Birgit Römhild im Jahr 1997, als das Psychose-Seminar in Gronau gegründet wurde, gesagt hätte, dass sie über einen so langen Zeitraum – 23 Jahre – diese ehrenamtliche Aufgabe übernehmen würde, hätte sie durchaus Zweifel geäußert. „Anfangs habe ich mich gewundert, dass soviel Interesse an solch einem Erfahrungsaustausch besteht“, erinnert sich die langjährige Leiterin des Psychose-Seminars. „Und immer hatte ich Lampenfieber – vor jedem Treffen. Ich merkte aber, wie wichtig solche Möglichkeiten der offenen Begegnung für alle Beteiligten sind.“ Nun verabschiedet sich die 76-Jährige sozusagen in ihren Ehrenamts-Ruhestand. Ihre Aufgabe übernimmt ab sofort Christian Leefken aus dem Vorbereiterteam, das Bettina Sandhaus, Jürgen Jaschke und Helmut Leuders ergänzen.

Das Psychose-Seminar Gronau ermöglicht Betroffenen, Angehörigen, psychiatrisch Tätigen (oft aus dem Evangelischen Lukas-Krankenhaus Gronau) und allen, die interessiert sind, einen offenen Austausch auf Augenhöhe. Das Besondere ist vor allem, dass sich hier die verschiedenen Beteiligten mischen, und die Gruppe nicht z.B. nur aus Angehörigen besteht. Jeder kann aus einem anderen Erfahrungsbereich berichten. Das Ziel des Seminars ist, durch Aufklärung die Angst und das Misstrauen im Umgang miteinander zu verringern, Verständnis füreinander zu wecken und voneinander zu lernen.

„Ich kann mich an einen Vater und seinen Sohn erinnern, die sich bei einem Treffen langsam annäherten. Der Vater sagte dem Sohn bei einem Treffen ganz ergriffen, dass er etwas so in dieser Form zuvor noch nie von ihm gehört hätte. Das werde ich nie vergessen. Solche Situationen gehen einem sehr nah“, sagt Birgit Römhild. Was die Menschen im Psychose-Seminar Gronau voneinander lernen, findet sich in keinem Lehrbuch. In diesem geschützten Raum sind die Psychose-Erfahrenen die Experten. Es ist ein Gefühl der Wertschätzung, nicht mehr ausschließlich als Kranker angesehen zu werden, dessen Schwächen und Unfähigkeiten ständig im Mittelpunkt stehen, sondern als ein Mensch, mit dem man normal und vernünftig reden und von dem man konkret etwas lernen kann. Hier wird auch sehr deutlich, so Römhild, wie viel Kraft, Geduld, und immer wieder neues Aufstehen erforderlich ist, um eine seelische Belastung zu bewältigen.

Daher empfinden auch psychiatrisch Tätige, die teilgenommen haben, den Austausch im Psychose-Seminar als bereichernd. Jürgen Jaschke, Leiter des Sozialdienstes am Evangelischen Lukas-Krankenhaus Gronau, berichtet: „Mal besucht einer unserer Mitarbeiter das Treffen, auch mehrere unserer Schüler waren schon dabei, mal einer unserer Psychiater. In jedem Fall erlangen wir, ohne den Druck der akuten Situation, meist wertvolle Erfahrungen oder eine neue Perspektive, die wir in dieser Form während eines Krankenhaus-Aufenthaltes nicht erleben können“, berichtet Jaschke von der langjährigen fruchtbaren Zusammenarbeit seiner Einrichtung mit dem Psychose-Seminar bzw. mit Birgit Römhild. Häufig stehen Mitarbeiter aus dem Lukas-Krankenhaus der Gruppe mit ihrer Expertise zur Seite, aber das Psychose-Seminar lädt auch andere Partner ein, wie zum Beispiel eine Apothekerin aus Gronau.

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